BME-Region Darmstadt

08.10.2015

Total Supplier Management - Risikomanagement

Prof. Dust von der Technischen Uni Berlin holte in unserer Veranstaltung am 07.10.2015 seine Teilnehmer/-innen da ab, wo in vielen Firmen der Schuh drückt: Excel sheets bis zum Abwinken. Risikobewertungen mit diversen KPI's und Gewichtungsfaktoren und als Krönung eine Ampel. Rot= Risiko (schlecht, weil der Chef dann wissen will, was los ist und Mehrarbeit generiert), grün = alles in Ordnung, (was ebenfalls schlecht ist, denn es signalisiert eine trügerische Sicherheit) und gelb = Achtung, (es könnte was passieren, dann ist man auf der sicheren Seite, falls mal was passiert). Freilich, das ist überzogen, aber viele Unternehmen schaffen mit solchen Lieferantenbewertungen, die leider nur eine retrospektive Übersicht darstellen. Wer z.B. 50 vermeintlich wichtige Lieferanten auf diese Weise beobachtet, hat schon genug zu tun, die Tabellen aktuell zu halten. Aber herauslesen, was in der Zukunft passiert, kann man damit nicht. Und noch mehr, solche Tabellen sind in der Regel keine wirklichen Entscheidungshilfen, um frühzeitig zu intervenieren. Und genau das ist vonnöten, vor allem für Firmen, deren Wertschöpfung überwiegend extern erbracht wird.

Es gibt Indikatoren , wenn es im Netzwerk der Lieferanten knirscht. Um dies frühzeitig erkennen zu können, ist ein Lieferantensteuerkreis notwendig, der bereichsübergreifend, phasenübergreifend und technologieübergreifend agiert und Risiken transparent macht. Wichtigste Voraussetzung dafür sind umfassende Informationen aus allen Bereichen des Unternehmens. Hardfacts und Softfacts und eine Bewertung aller Lieferanten mit Trendaussagen.

Oft vernachlässigt, die Leistungsdefizite des Abnehmers. Die Tendenz, alle Schuld bei einer Panne dem Lieferanten zuzuschreiben, ist groß. Dabei liegen ca. 30 % solcher Pannen tatsächlich an der mangelnden Vorleistung des Abnehmers.

Defizite gibt es auch bei der Betrachtung der Prozesskostenstrukturen. Wer realistische TCOs (Total Cost of Ownership) betrachtet und nicht nur TLC (Total Landed Cost), weiß, wie er seine Supply Chain optimieren kann. Das ist organisatorisch schwierig, denn in vielen Unternehmen ist der Preis für ein Material oder eine Dienstleistung immer noch das Maß der Dinge.

Risikomanagement - ein interessantes und komplexes Thema, vor allem, weil eine Änderung von einer statischen Lieferantenbetrachtung in eine dynamische prognostizierende Lieferantenbetrachtung Kompetenzaufbau erfordert, die organisatorische und auch personelle Veränderungen mit sich bringt. Am Ende jedoch steht als Belohnung nicht nur eine Risikoprognose zur Verfügung, sondern in aller Regel auch eine Senkung der Prozesskosten.

Prof. Dust hat einmal mehr bewiesen, dass er auf diesem Feld eine Koryphäe ist und dazu noch ein Referent, der seine Zuhörer und Zuhörerinnen fesselt. Mit Beispielen aus der Praxis und einer Portion Humor war der Vortrag für die Anwesenden ein kurzweiliges und lehrreiches Vergnügen.

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Ansprechpartner

Rainer Thöny Vorstandsmitglied, Ansprechpartner Young Professionals
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