Wasserstoff als Chance
Die Nutzung von Wasserstoff – spätestens seit der Energiewende kein trockenes Thema mehr. Oftmals fehlen handfeste Beispiele oder ein Bewusstsein dafür, was H2 in und für die Industrie leisten kann. Beidem schaffte Dr. Stefan Griesheimer Abhilfe.
Die Nutzung von Wasserstoff – spätestens seit der Energiewende ist das kein trockenes Thema mehr. Oftmals fehlen jedoch noch handfeste Anwendungsbeispiele oder überhaupt ein Bewusstsein dafür, was H2 in und für die Industrie leisten kann. Beidem schaffte Dr. Stefan Griesheimer bei einer Gemeinschaftsveranstaltung des BME Darmstadt und des BME rmr Abhilfe.
Wasserstoff bringt man hierzulande bislang meistens mit der Mobilität in Verbindung: „Die Politik und die öffentliche Wahrnehmung sind in puncto Energieaufteilung hauptsächlich auf Strom fokussiert“, sagte Stefan Griesheimer. Als globaler Produktmanager bei Aliaxis Deutschland, einem Anbieter von hochentwickelten Kunststoffrohrsystemen, ist er für die Entwicklung neuer Märkte mit speziellem Fokus auf Wasserstoff tätig. Er ist von dem chemischen Element, das im Universum am häufigsten vorkommt, überzeugt: Seine Nutzung sei nahezu unlimitiert. So könne es unter anderem als Energiespeicher dienen und ist damit auch für die Mobilität nutzbar. Wasserstoff kann zur Strom- und Wärmeversorgung, umgewandelt als Methanol in Verbrennungsmotoren oder Flugzeugturbinen verwendet werden. Teilweise werden bereits bis zu 10 Prozent Wasserstoff ins Gasnetz eingespeist. Absehbar sind 20 Prozent, der nächste Schritt sind 100 Prozent. Dafür sind aber noch technische und gesetzliche Standards nötig. Um das Potenzial des Elements in den verschiedenen Bereichen heben zu können, hat die Bundesregierung bereits 2019 die Nationale Wasserstoffstrategie verabschiedet.
H2 in Aktion
Fernziel bedeutet jedoch nicht Zukunftsmusik, wie der Referent anhand zweier bereits laufender Pilotprojekte zeigte. „H2ready“ etwa, dass nicht umsonst an den Claim „HD Ready“ bei Fernsehgeräten erinnert. In dem Projekt des Gastechnologischen Instituts Leipzig (DBI) wurden Prüfregeln erarbeitet, die für die Versorgung mit Erdgas-Wasserstoffgemischen und auch die reine Wasserstoffversorgung angewendet werden können. Mit einer solchen Prüfbescheinigung können Hersteller von entsprechenden Produkten schnell und leicht kommunizieren, dass diese für die Nutzung, Speicherung oder den Transport von Wasserstoff geeignet sind.
Einen anderen Fokus hat die „Wasserstoff-Insel“ von Netze BW. In einem örtlich begrenzten Gebiet – Öhringen bei Stuttgart mit 28 Haushalten – soll der Wasserstoffanteil im Erdgasnetz sukzessive auf bis zu 30 Prozent angehoben werden. „Insel“, weil das Gebiet vom bestehenden Erdgasnetz abgetrennt und eigenständig versorgt wird. Der Wasserstoff wird mithilfe eines klimafreundlichen Elektrolyseurs erzeugt.
Informieren und Chancen nutzen
Stefan Griesheimers kurzfristiger Blick in die Zukunft fiel aber nur vorsichtig optimistisch aus. Stadtwerke und Kommunen wüssten oftmals noch nicht genug über das Potenzial und die bereits heute verfügbaren Anwendungsmöglichkeiten von Wasserstoff – und schreckten vor entsprechenden Projekten zurück. Auch in den Medien werde zu wenig über die Chancen von H2 informiert, obwohl es Deutschland in der Energieversorgung künftig sehr viel unabhängiger machen könnte. Eine Kritik, die auf Hans-Peter Hofmann, Vorsitzender des BME Darmstadt, und Evelyn Kunkel, Vorstandsmitglied des BME rmr, explizit nicht zutraf: Mit der Online-Veranstaltung hatten sie ein gutes Gespür für dieses wicht