BME-Region Darmstadt

11.10.2021
Frauen im Einkauf

BME-Veranstaltung „Gut genug sein“: Frieden schließen mit der inneren Kritikerin

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Kannst Du Deinen Feind nicht besiegen, umarme ihn. Die innere Kritikerin mundtot zu machen oder gar loswerden zu wollen, das funktioniert nicht. Eine sehr viel erfolgversprechendere Strategie ist es daher, sich mit ihr zu verbünden.

Gedankenanschubserin – eine etwas ungewöhnliche Berufsbezeichnung. Die Selbstbeschreibung von Elke Kammerer trifft den Kern ihrer Arbeit aber besser, als es gängige Begriffe wie Coach, Trainerin oder Beraterin könnten. Sie packt Themen beim Schopf und holt ihr Publikum mit ins Boot, um bei ihnen nachhaltige Ergebnisse zu erzielen. So lag es nahe, dass der BME rmr sie nach einer erfolgreichen gemeinsamen Veranstaltung im Jahr 2018 erneut einlud. Mehr noch: Sie gestaltete den Neustart der Präsenz-Netzwerkabende der BME-Gruppe „Frauen im Einkauf“. In ihrem interaktiven Erlebnisvortrag im Frankfurter Presseclub nahm sie es dabei mit einer manchmal schier übermächtig erscheinenden Gegnerin auf. Und siehe da: Am Ende des Abends war die innere Kritikerin vielen zur ermutigenden Freundin geworden…

„Die Dosis macht das Gift“, erklärte Kammerer eingangs. Konstruktive Kritik ist hilfreich und unweigerliche Voraussetzung dafür, aus Fehlern zu lernen und besser zu werden. Ständiges Zweifeln aber untergräbt die eigenen Ambitionen und verhindert, das eigene Potenzial zu entfalten. Ziel des Abends war es daher, der Selbstreflexion einen Rahmen zu geben und die Selbstakzeptanz zu stärken. Das funktioniert am besten, wenn man weiß, mit wem man es zu tun hat. Die eigene innere Kritikerin zu beschreiben, zu visualisieren und zu personalisieren – das kam den Teilnehmerinnen zunächst etwas ungewohnt vor. Aber sie ließen sich darauf ein und erkannten schnell: Sie – oder auch er – ist gar nicht so böse, wie es manchmal scheint.

Ohnehin sagt ein chinesisches Sprichwort: Kannst Du Deinen Feind nicht besiegen, umarme ihn. Die innere Kritikerin mundtot zu machen oder gar loswerden zu wollen, das funktioniert nicht. Eine sehr viel erfolgversprechendere Strategie ist es daher, sich mit ihr zu verbünden. Kammerer: „In einem Unternehmen wäre sie für die Qualitätssicherung zuständig. Das ist ein guter und wichtiger Job. Aber sie ist nicht die Chefin, sondern nur ein Teil des Teams.“ Zu einem realistischen Selbstbild gehören nämlich beispielsweise auch Mut, Zuversicht, Neugier und das Wissen um all das, was man bereits gut geleistet hat. Allein, diesen Aspekten wird oft viel zu wenig Raum gegeben.

Die eigenen Fesseln lösen

Das ist nicht verwunderlich. „Beeil Dich“ oder „Streng Dich an“, solche Sätze haben viele direkt oder indirekt schon als Kind immer wieder zu hören bekommen. Sie sind verinnerlicht und drücken doch immer nur Anforderungen anderer Menschen aus. Der Druck, den sie einem heute noch erzeugen, ist aber meistens selbstgemacht. Bis zu einem gewissen Maß können sie motivieren und antreiben. Treiben sie zu sehr an, rauben sie Energie und sind demotivierend.

Kammerers Lösung ist auch hier, sich die Prozesse bewusst zu machen und eine andere Perspektive einzunehmen. In praktischen Übungen zeigte sie, wie das funktionieren kann: Warum beispielsweise nicht einmal drei Wochen lang jeden Abend drei Punkte aufschreiben, die am Tag gut gelungen sind? „Das muss kein großer Projektabschluss, sondern können auch ganz kleine Dinge sein. Es verändert mit der Zeit die Sicht auf sich selbst.“

Energie in konstruktive Bahnen lenken

Und die innere Kritikerin? Erhält künftig den Platz im Team, der ihr zusteht. Nicht mehr und nicht weniger. Kammerer empfahl unter anderem, feste Sprechzeiten mit ihr zu vereinbaren. In denen darf sie alles sagen, was sie möchte. Dafür gibt sie ansonsten Ruhe, insbesondere nachts. Außerdem helfe es, sie zu fordern. Meckern kann schließlich jeder. Wenn sie sich meldet, soll sie bitteschön auch Vorschläge machen, wie es ihrer Meinung nach besser geht. Idealerweise sind am Ende beide Seiten zufrieden – so etwas nennt man Win-win-Situation.

Die von BME rmr-Vorstandsmitglied Evelyn Kunkel organisierte Veranstaltung bot nach langer Zeit endlich wieder die Möglichkeit, persönlich über Einkaufsthemen, aber auch die verrückten letzten Corona-Monate zu sprechen. Für manche Besucherin war es gar die erste größere Präsenz-Veranstaltung nach weit über einem Jahr. Dass sie sich dabei für den Erlebnisvortrag von Elke Kammerer entschieden, sagt viel über den Stellenwert des Abends aus.

David Schahinian


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