Digitalisierung im Fokus
Wie Roboter Einkäufer in der täglichen Arbeitspraxis unterstützen können, war das Thema der Fachveranstaltung "Kollege Roboter: Was erwartet Einkäufer durch die Digitalisierung?" am 13. Juni in unserer Region.
Prof. Dr. Wolfgang Bremer von der Technischen Hochschule Nürnberg Georg-Simon-Ohm stellte den Teilnehmern exklusiv die Ergebnisse seiner neuesten Forschungsarbeiten vor. Allgemein gelte es nach Einschätzung des Experten festzuhalten, dass der Einkauf 4.0 nicht nur Einsparungen generieren möchte, sondern sich als zentrale Schnittstelle in der Supply Chain etablieren will. Der hierfür notwendige Mehrwert könne durch Informationsbeherrschung entstehen – beispielweise in der Form, dass Unternehmen aller Größen und Branchen durch vom Einkauf aufbereitete Daten konkrete Erkenntnisse gewinnen können.
Darüber hinaus gelte es, gezielt zwischen verschiedenen Technologien zu differenzieren: Die Prozessautomatisierung durch Roboter sowie die Informationsanreicherung durch künstliche Intelligenz . „Letzteres steckt derzeit leider noch in den Kinderschuhen und wird bei Global Playern als auch bei KMU in Deutschland noch nicht zeitnah zum täglichen Einsatz kommen“, betonte Bremer. Aber auch die aktuell genutzten Einkaufssysteme würden dennoch täglich lernen – zum Beispiel bei ihrer Aufgabe, Belege zu erkennen und diese anschließend passgenau zuzuordnen. „Wenn die Maschine sich bei einem Ergebnis nicht eindeutig sicher ist, schaut sich der jeweilige Einkaufsmanager das Ergebnis im Regelfall dann nochmals an. So kann der Entscheidungsträger nicht eindeutige Belege entweder manuell nacharbeiten oder alternativ den Roboter beim Lieferanten – zum Beispiel per Chatbot – nachfragen lassen“, so der Dozent.
Im Bereich Spend-Analysen existierten laut Bremer bereits einige nützliche Roboter. Hier würden Pivot-Charts in Excel durch spezielle Mechanismen abgelöst, die die Daten systematisch durchsuchen und verdeckte Zusammenhänge aufspüren. Darüber hinaus seien nahezu alle Automobilhersteller, das Gros der Automobilzulieferer sowie die Hardware- und „Weiße Ware"-Hersteller dazu übergegangen, Bedienungsanleitungen durch Einsatz des Online-Übersetzungsprogramms DeepEL anstatt wie bisher durch Technical Writers zu erstellen. Die genannten Praxis-Beispiele auf dem Sektor der Automatisierungsanwendungen dürften aber nicht über die Probleme hinwegtäuschen, die den technologischen Fortschritt in Deutschland derzeit noch behinderten. „Es fehlen unternehmens- und branchenübergreifende Standards, aber auch auf dem Sektor IT-Sicherheit liegt noch einiges im Argen“, warnte Bremer abschließend
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